"Domestizierung oder Domestikation ist ein innerartlicher Veränderungsprozess von Wildtieren oder -pflanzen, bei dem diese durch den Menschen über Generationen hinweg von der Wildform genetisch isoliert gehalten werden. Damit wird ein Zusammenleben mit dem Menschen oder Nutzung durch diesen, anschaulich in dessen Haus (lat. domus), ermöglicht. Im übertragenen Sinne wird der Begriff auch benutzt, um die Entschärfung oder auch Verfälschung einer ursprünglichen Idee zu bezeichnen, etwa eines politischen Konzepts oder einer wissenschaftlichen Theorie."
(http://de.wikipedia.org/wiki/Domestizierung)
"Domestik (frz. domestique „zum Haus gehörig“) steht für eine veraltete Bezeichnung für einen Dienstboten (Anm. d. Künstlerin, laut www.leo.org: auch Dienstmädchen [obs.]), die meist abwertend gebraucht wird, siehe Diener."
(http://de.wikipedia.org/wiki/Domestik)
"[…] zentrales Symbol für die historische Reise zu den psychischen und politischen Wurzeln der Frauenverachtung ist die verflucht heilige Wildsau (Anm.: Symbol der Urgöttin), die matriarchal heilige und später patriarchal verfluchte. [Sie] ist ein Symbol, kein reales Tier […]. C. G. Jung verstand Symble als “Urbilder” und “Strukturelemente der Seele” und nannte sie Archetypen. […]. Das Energiefeld der Wildsau ist […] nicht nur innerseelisch wirksam, sondern bestimmt ganz konkret den politischen und religiösen Zeitgeist ganzer Epochen. […]. Historische Prozesse […] wirken auf die Energiefelder der Symbole und verwandeln ihre Inhalte bis dahin, daß sie dadurch […] in ihr Gegenteil verkehrt werden. […] politische Geschehnisse, wie die Patriarchalisierung, bewirken entsprechende Veränderungen […] eines Symbols. […] die wilde Sau [wird] nun einer […] Erziehungsarbeit unterzogen, die mehr mit einer Züchtigungs- und Züchtungsarbeit zu vergleichen ist. Aus der Wildsau wird ein rosarotes, borstenloses Marzipanschweinchen, eine degenerierte, mit Hormonen umgezüchtete, krankheitsanfällige Muttersau, deren einzige Bestimmung es ist, viele kleine Ferkelchen zu gebären und an ihren Zitzen […] zu nähren […]."
(Zitat: Voss, Jutta, Das Schwarzmondtabu, Die kulturelle Bedeutung des weiblichen Zykus, Kreuz Verlag. SS. 96 ff.)
In der Performance Domestique wird anhand eines Wildschweinpräparates symbolisch vollzogen was zu Zeiten der Patriarchalisierung auch mit der Frau geschah. Wie lückenlos unterdrückend verlief die Erziehung von Mädchen und wie unbewusst verläuft selbige auch heute noch? Frauen wuchsen auf diese Weise oft zu sich selbst entfremdeten Frauen heran, die heute Rollen übernehmen, die ihrem Wesen gar nicht entsprechen und somit ihre Qualifikationen hinter ‘haar-‘ und ‘makellose’ also ‘rosarote’ Schönheit stellen.
Das Wildschweinpräparat wird rasiert und anschliessend mittels eines Kosmetikschwämmchens mit rosaroter Farbe betupft. Der Handlungsablauf wird von der Stimme der Protagonistin untermalt, verstärkt, verschönt, begleitet, …
Relikt Wildschweinpräparat mit Körperfarbe betupft. L 800 mm, H 550 mm, B 650 mm
Performance (240 min) in der Langen Nacht der Museen im Rahmen der Ausstellung Radikale Gesten im FLATZ Museum in Dornbirn (2. Oktober 2010).
